Kriege gegen den Westen
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Ein hybrider Krieg
AUSZÜGE - Sanfte“ Propaganda: eine unsichtbare und invasive Bedrohung“
Während harte Propaganda für diejenigen sichtbar ist, die sich dieser Art von Bedrohung bewusst sind, bleibt weiche Propaganda meist unbeachtet. Es wird selten entziffert. Darüber hinaus werden sie – ob freiwillig oder nicht – von Mitgliedern westlicher Regierungen, hochrangigen Beamten, die Regierungspositionen kommentieren, bekannten Journalisten und manchmal auch von Leitern von Think Tanks und Akademikern verbreitet. Die meisten von ihnen sind sicherlich keine aktiven FSB- oder Kreml-Agenten und auch keine Sympathisanten autoritärer Regime, aber sie vertreten mehr oder weniger einflussreiche Positionen, die Wladimir Putin letztlich dabei helfen werden, seine Ziele zu erreichen.
Die Besonderheiten des andauernden Krieges – dieses nichtlinearen Krieges in der russischen Terminologie – zu unterschätzen, ist an sich schon eines der wichtigsten Ziele des Kremls.
Über den Begriff „hybride Kriegsführung“ hinaus
Der Begriff „hybride Kriegsführung“ prägt die europäischen Analysen seit Beginn des Ukraine-Konflikts. Doch laut Pierre Raiman, einem auf Totalitarismus spezialisierten Historiker, verschleiert diese beruhigende Terminologie eine weitaus beunruhigendere Realität: Europa steht vor einem systemischen kognitiven Krieg, dessen Ziel es ist, westliche Denkmuster grundlegend zu verändern.
„Unsere Führungskräfte bleiben Gefangene eines Vokabulars – ‚hybrider Krieg‘, ‚Eskalation‘, ‚Deeskalation‘ –, das sie dazu verdammt, den vorherigen Krieg zu führen, während der Gegner bereits den nächsten führt“, argumentiert der Autor. Diese begriffliche Unzulänglichkeit hindert sie daran, den strategischen Zusammenhang zwischen dem Krieg in der Ukraine und der gleichzeitig in Europa geführten kognitiven Offensive zu begreifen.
Vier Dimensionen einer globalen Strategie
Das Institute for the Study of War (ISW), ein amerikanischer Thinktank für Konfliktanalyse, bestätigt das Ausmaß der Bedrohung: „Hauptziel der russischen kognitiven Kriegsführung ist es, die Entscheidungsfindung der Gegner zu beeinflussen und ihren Handlungswillen zu untergraben.“ Diese Offensive entfaltet sich entlang vier sich ergänzender Dimensionen.
Die kognitive Dimension: „Reflexkontrolle“
Die russische kognitive Kriegsführung, die von den „aktiven Maßnahmen“ des KGB übernommen wurde, stützt sich auf das Konzept der „reflexiven Kontrolle“, das von dem sowjetischen Mathematiker Wladimir Lefebvre theoretisiert wurde: die Übermittlung von Informationen, um den Gegner dazu zu bringen, freiwillig die gewünschte Entscheidung zu treffen.
Die Originalität dieses Ansatzes liegt nicht in direkter Überredung, sondern in der Manipulation von Denkmustern. Analysten führen als Beispiel die Debatte über „Friedensverhandlungen“ in der Ukraine an: Die Akzeptanz des Prinzips, mit Moskau zu verhandeln, würde implizit russische Beschwerden legitimieren und automatisch den Weg für territoriale „Kompromisse“ ebnen.
Die Orwellsche Dimension: die Auflösung der Wahrheit
Die russische Strategie zielt nicht darauf ab, eine Lüge zu verbreiten, sondern den Begriff der objektiven Wahrheit selbst zu zerstören. Das ISW fasst diesen Ansatz wie folgt zusammen: „Der Kreml ist erfolgreich, wenn er seine Gegner davon überzeugt, dass es zu schwierig ist, die wahre Wahrheit zu erkennen, zu schwierig, um sicher zu sein, welche Seite Recht hat.“
Das angestrebte Ergebnis ist nicht die Befolgung russischer Lügen, sondern eine weitverbreitete Desorientierung, die zu Untätigkeit führt, welche angesichts der Unsicherheit als klüger erachtet wird.
Die subversive Dimension: organisiertes Chaos
Infrastruktursabotage, Cyberangriffe auf sensible Einrichtungen, Attentatsversuche wie der im Juli 2024 vereitelte Anschlag auf Armin Papperger, den Chef von Rheinmetall: Jede dieser Operationen zielt darauf ab, die psychologische Wirkung auf die europäischen Gesellschaften zu maximieren.
Sogenannte „gemeinschaftsbasierte“ Aktionen – gezielte Graffiti, die Spannungen zwischen Gruppen verschärfen sollen – verdeutlichen die Wirksamkeit dieser kostengünstigen Strategie der Chaosstiftung. Das erklärte Ziel: das Vertrauen in demokratische Institutionen zu untergraben.
Die systemische Dimension: drei Koordinationsebenen
Auf den ersten Blick wirken die Vorfälle verstreut und isoliert. Eine Analyse zeigt jedoch eine Koordination auf drei Ebenen:
Taktik: Scheinbar unabhängige Aktionen (Einflussnahme auf soziale Netzwerke, Vandalismusakte, Cyberangriffe) erleichtern die Leugnung.
Operativ: Diese Aktionen sind Teil langfristiger Kampagnen. Das ISW hat mehrere russische Offensiven gegen die baltischen Staaten dokumentiert: Revision der Seegrenzen, Verteilung russischer Renten und Pässe sowie Nazismus-Anschuldigungen gegen lokale Regierungen.
Strategisch gesehen läuft das Ganze auf ein einziges Ziel hinaus: die europäische Bevölkerung an die Idee zu gewöhnen, dass ihre Sicherheit letztlich vom Wohlwollen Russlands abhängt.
Bob Seelys „neuer totaler Krieg“
Der britische Analyst Bob Seely schlägt das Konzept des „totalen Krieges“ vor, um die Integration zweier scheinbar getrennter Kriegsschauplätze zu beschreiben: „Russlands neuer totaler Krieg integriert die beiden russischen Kriegsmodi des 20. Jahrhunderts.“
In der Ukraine kombiniert Moskau konventionelle Kriegsführung, Staatsterrorismus (systematische Bombardierung von Zivilisten) und einen Krieg der Identitätsauslöschung (Deportation von Zehntausenden von Kindern, erzwungene Russifizierung, kulturelle Plünderung).
In Europa zielt die kognitive Kriegsführung darauf ab, den westlichen Widerstand durch das Schüren von Müdigkeit und Zweifel zu lähmen. Das Ziel: die Akzeptanz der russischen Bedingungen in der Ukraine zu erreichen, indem die europäische Öffentlichkeit davon überzeugt wird, dass jede andere Option zu kostspielig oder zum Scheitern verurteilt wäre.
Diese Dialektik offenbart laut Analysten eine strukturelle Komplementarität: Bei militärischen Vorstößen Russlands festigt die kognitive Kriegsführung diese Erfolge, indem sie sie als unumkehrbar darstellt. Bei einem Rückzug hingegen wird die kognitive Intensität erhöht, um von der Ukraine abzulenken und deren Unterstützung zu untergraben.
Eine Reaktion, die von der Erkennung der Verbindung abhängt
Pierre Raimans zentrale These beruht auf der gegenseitigen Abhängigkeit der beiden Schauplätze: „Wir können die kognitive Kriegsführung in Europa nur wirksam bekämpfen, indem wir uns aktiv an der Verteidigung der Ukraine beteiligen. Da die beiden Fronten miteinander verbunden sind, bedingt der Sieg an der einen Front den Erfolg an der anderen.“
Diese Analyse impliziert eine grundlegende Überarbeitung des europäischen Ansatzes zur kollektiven Sicherheit. Sie legt nahe, dass kognitive Neutralität strukturell unmöglich ist: „Kognitive Kriegsführung kennt keine halben Sachen; entweder lässt sie uns innerhalb ihrer Lügenwelt denken, oder wir denken über die Realität nach.“
Für die europäischen Entscheidungsträger bleibt die Frage: Werden sie, anders als der von Marc Bloch erwähnte französische Generalstab von 1940, in der Lage sein, „über diesen Krieg nachzudenken“?
AUSZÜGE - Sanfte“ Propaganda: eine unsichtbare und invasive Bedrohung“
Während harte Propaganda für diejenigen sichtbar ist, die sich dieser Art von Bedrohung bewusst sind, bleibt weiche Propaganda meist unbeachtet. Es wird selten entziffert. Darüber hinaus werden sie – ob freiwillig oder nicht – von Mitgliedern westlicher Regierungen, hochrangigen Beamten, die Regierungspositionen kommentieren, bekannten Journalisten und manchmal auch von Leitern von Think Tanks und Akademikern verbreitet. Die meisten von ihnen sind sicherlich keine aktiven FSB- oder Kreml-Agenten und auch keine Sympathisanten autoritärer Regime, aber sie vertreten mehr oder weniger einflussreiche Positionen, die Wladimir Putin letztlich dabei helfen werden, seine Ziele zu erreichen.
Die Besonderheiten des andauernden Krieges – dieses nichtlinearen Krieges in der russischen Terminologie – zu unterschätzen, ist an sich schon eines der wichtigsten Ziele des Kremls.
Die vierzehn Grundgeschichten der sanften Propaganda
1- Die Demütigungsgeschichte glaubhaft machen. Dieser Argumentation zufolge muss man die Frustration der Russen über den Zusammenbruch des Sowjetimperiums verstehen. Es handele sich um ein Trauma, das wir verstehen müssten, zumal der Westen Moskau durch die Ausweitung der NATO nach Osten verraten habe.
2- Den Eindruck erwecken, dass wir Russland „verstehen“ und unsere Positionen mildern sollten.
3- Die Aufmerksamkeit auf die Verfehlungen anderer lenken. Propagandisten greifen dabei auf Whataboutism zurück. Sie erwähnen die Vereinigten Staaten (Vietnamkrieg, zweiter Irakkrieg), Frankreich (Kolonialzeit und Intervention in Libyen), Saudi-Arabien (Jemen), das Vereinigte Königreich usw.
4- Den Westen warnen: „Ihr bereitet den Dritten Weltkrieg vor. Euer Kriegstreiben ist gefährlich.“
5- Behaupten, dass wir keine andere Wahl haben, als die vollendeten Tatsachen zu akzeptieren.
6- Die Rhetorik des „Ja, aber“ akzeptieren lassen: behaupten, dass niemand beispielsweise Putin und Assad legitimieren könne, von denen man, um vorzugreifen, behauptet, dass man sie nicht mag und deren Verbrechen man manchmal sogar anerkennt. Allerdings muss man auch hinzufügen, dass man sie kennt, dass andere noch schlimmer sein könnten und dass ihre Entmachtung zu Chaos führen könnte.
7- Behaupten, dass Russland ein wichtiger Faktor für die Stabilität in der Welt sei. Diese Aussage lautet in etwa: „Man muss Russland nicht mögen, aber ohne Russland wäre die Welt weniger stabil.“
8- Die Idee verbreiten, dass das Putin-Regime im Vergleich zum Islamismus nur eine sehr untergeordnete Bedrohung darstelle, während man sich gegen die wahre Bedrohung gemeinsam wehren müsse.
9- Legitimierung von Regimes, die auf Unterdrückung basieren. Die Botschaft lautet, dass der Westen seine eigenen Werte nicht aufzwingen und Dissidenten, die für die Freiheit kämpfen, nicht verteidigen darf, da dies Imperialismus oder sogar Kolonialismus wäre.
10- Eine falsche Darstellung Russlands verbreiten: Russland sei ein Land mit einer großen Kultur (nennen Sie einige große russische Schriftsteller, Musiker oder Maler), einer großen Geschichte (verweisen Sie auf Peter den Großen oder Katharina die Große) und einer großen Religion (die Pracht der orthodoxen Religion, ihre prächtigen Ikonen). Es spielt keine Rolle, dass all dies nichts mit dem russischen Regime zu tun hat und dass das Moskauer Patriarchat dem russischen Regime unterworfen ist und dessen Gräueltaten vertuscht.
11- Behaupten Sie, dass Russland ein Kontinent ist und wir uns einem Kontinent nicht widersetzen können. Sprechen Sie auf keinen Fall über das Regime, sondern reduzieren Sie alles auf geografische Gegebenheiten.
12- Erinnern Sie an die wirtschaftlichen Interessen des Westens, egal welche Zahlen etwas ganz anderes über unsere Abhängigkeit von Russland aussagen.
13- Greifen Sie auf nebulöse Theorien über die Seele der Völker und Determinismus zurück und behaupten Sie gelehrt unter Berufung auf das zaristische Regime und den sowjetischen Kommunismus, dass das russische Volk nicht bereit für Demokratie sei, dass dies nicht in seiner Geschichte, ja sogar in seiner DNA liege (als ob ein Volk so etwas hätte).
14- Die Entwicklungstheorie oder besser gesagt den Developmentalismus anführen: Russland bei der Modernisierung zu helfen, wird letztendlich zur Demokratie führen.



